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Nur versprechen, was man halten kann

Im ersten Moment erstaunt es, wenn ein Möbelfabrikant das Handwerk fördern will. Für Theo Breisacher als Gründer der Alpnach Norm-Schrankelemente AG und der Alpnach Küchen AG ist dies jedoch in keiner Weise ein Widerspruch:

«Eine solide Berufsausbildung bildet die Basis für jedes Handwerk. Gleichzeitig sollen aber Maschinen jene Arbeitsschritte übernehmen, die sich rationalisieren lassen. Nur so können wir langfristig konkurrenzfähig bleiben».

Nach seiner Schreinerlehre führte den gebürtigen Baden-Württemberger aus Freiburg im Breisgau die Suche nach Arbeit 1954 in die Schweiz. Zwar ahnte er damals nicht, dass er einmal ein eigenes Unternehmen mit über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern leiten würde. Doch sein Wunsch nach unternehmerischer Freiheit war schon immer sehr stark. So machte er sich seine klare Vorstellung über maschinelle Arbeitsprozesse bereits im Alter von 24 Jahren zunutze, als er in der Nähe von Zürich die Firma seines Chefs übernahm und sich selbständig machte: «Ich schuf sofort neue Maschinen an und begann die Serienproduktion von Schränken, Simsen und Sturzbretter aufzubauen. Dies trug mir den Übernamen Kilometerschreiner ein.» 1966 gründete er schliesslich die inzwischen namhafte Fabrik in Alpnach.

In der Anfangsphase hätte er wegweisende Fragen gerne mit einem Geschäftspartner diskutiert: «Oft musste ich sehr schnell und aus dem Bauch heraus Entscheide fällen. Das war nicht immer einfach, bot aber einen grossen Vorteil. Ich war der Konkurrenz – meistens Unternehmen mit komplizierten Führungsstrukturen – immer einen Schritt voraus.» Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten folgte Theo Breisacher stets seinem strikten Grundsatz, nur soviel zu versprechen, wie man nachher auch einhalten kann. Das machte sich nicht nur bei seinen Kunden, sondern auch bei seinen Mitarbeitenden bezahlt. Viele seiner Angestellten blieben ihm während Jahrzehnten treu und setzten ihre Arbeit oft über das Pensionsalter hinaus fort.

Mehrmals prüfte der Unternehmer die Verlagerung der Produktion ins Ausland. In Frage kamen Frankreich, Deutschland, Österreich und Ungarn. Doch jedesmal führten ihn seine Überlegungen am Schluss wieder an den gleichen Standort: Obwalden. Nach über 40 Jahren übergab der Patron 2008 die gesamte Verantwortung der Alpnach-Gruppe (Schränke und Küchen) seiner Tochter Brigitte. Sie ist das zweitjüngste seiner sieben Kinder und arbeitet bereits seit ihrem 19. Lebensjahr im Unternehmen.

Doch mit dem Rückzug aus der Firma ist der Alltag von Theo Breisacher nicht ruhiger geworden: «Ich habe mein ganzes Leben lang gearbeitet und habe in meiner Tätigkeit stets auch eine grosse persönliche Befriedigung gefunden. Ich brauche die täglichen Herausforderungen, sie halten mich jung.» Nebst Bauberatungen kümmert er sich um die Breisacher-Stiftung. Sie wurde zeitgleich mit der Geschäftsübergabe gegründet und soll der Region etwas von seinem unternehmerischen Glück zurückgeben: «Die Stiftung unterstützt einerseits finanziell schwache Menschen in Obwalden und motiviert andererseits junge Berufsleute zu hervorragenden Leistungen.» Im vergangenen Oktober hat die Stiftung zum ersten Mal die besten 141 Lehrabgänger aus Ob- und Nidwalden mit Beträgen zwischen 250 und 2550 Franken belohnt. Kein Wunder, erreichte der Notenschnitt eine neue Rekordhöhe.

Quelle: Dieser Artikel ist ursprünglich in der Schreinerzeitung erschienen.

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