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«Transparenz ist der einzige Qualitätstreiber im Stiftungswesen»

Der 1. Basler Stiftungstag hat der eigenen Branche den Puls gefühlt. Die Resultate: sie wächst nach wie vor, ist aber nur schwach organisiert. Und die Interessen ihrer Akteurinnen und Akteure sind sehr unterschiedlich. Die Herausforderungen von heute werden deshalb auch die von morgen bleiben.

Zum ersten Mal hat heute die Stiftungsstadt Basel eine Netzwerktagung durchgeführt. Nach dem Rahmenprogramm am Vormittag, dem Stehlunch sowie Grussworten von Hans Furer, Präsident des Vereins Stiftungsstadt Basel, und Regierungsratspräsident Guy Morin präsentierte Georg von Schnurbein vom Centre of Philanthropy Studies der Universität Basel seine Prognose für die Entwicklung der Schweizer Stiftungslandschaft:

1. Die Zahl der Stiftungen wird weiter steigen.

2. Die Regulierung im Stiftungsbereich wird ebenfalls zunehmen.

3. Die Dichte mittelgrosser Stiftungen wird dünner. Es gibt eine Tendenz zu grösseren Organisationen. Nicht primär bei Förderstiftungen, sondern besonders bei operativ tätigen.

4. Die Branche ist nach wie vor auf Orientierungssuche, die eigene Identität des Stiftungsbereichs bleibt nach wie vor offen.

Zum Schluss seiner Ausführungen betonte er die anhaltende Wichtigkeit herauszufinden, wie Stiftungen eine möglichst hohe Wirkung erzielen können. Das bedinge zweifellos eine bessere Zusammenarbeit.

Steuerprivilegien im Tausch gegen Rechenschaft
«Miteinander, gegeneinander und nebeneinander», darüber diskutierten Ständerätin Anita Fetz (PG Philanthropie und Stiftungen), Philipp Egger von der Gebert Rüf Stiftung sowie Sabine Pegoraro, Regierungsrätin des Kantons Basel-Landschaft. Die drei Fachpersonen sprachen sich einstimmig für ein Stiftungsverzeichnis aus. Was ein solches jedoch im Detail umfassen müsste, wurde nur ansatzweise thematisiert. Anita Fetz stellt sich zum Beispiel vor, dass das Stiftungskapital zwingend publiziert werden soll. Wenn zusätzlich von Steuervergünstigungen profitiert werde, seien zudem auch Ausschüttungsquoten zu veröffentlichen.

Philipp Egger forderte zudem die Stiftungen vehement dazu auf, aus eigenem Antrieb aktiv zu werden und ihr Handeln sichtbar zu machen: «Im Tausch gegen Steuerprivilegien sind wir der Öffentlichkeit Rechenschaft über uns Tun schuldig. Die Transparenz ist der einzige Qualitätstreiber im Stiftungswesen.» Sein Anspruch scheint nicht nur frommer Wunsch zu sein, ortet er doch ein Umdenken im Stiftungssektor: «Mehr und mehr junge Stiftungsräte wollen keine Geheimniskrämerei mehr.» Insgesamt stellt Egger der eigenen Branche kein paradiesisches Zeugnis aus: «Der Schweizer Stiftungsbereich ist komplett unterorganisiert.»

Gründe für den mangelnden Organisationsgrad
Drei Erklärungen dafür brachte Beat von Wartburg, als er am Schluss der Veranstaltung SwissFoundations präsentierte: «Erstens gibt es eine grosse Vielfalt an Stiftungstypen und entsprechend unterschiedliche Ausrichtungen. Zweitens wird die Branche von vielen kleinen und Kleinststiftungen dominiert. Und schliesslich besteht bei Stiftungen oft eine enge Bindung an Anwaltskanzleien und Banken.» Insgesamt bleibt also noch viel zu tun. Nicht weniger als vor der Tagung.

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